Russland 2008

Eine nicht ganz alltägliche Reise: mit dem Motorrad nach Rußland im Juli 2008.
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Vorweg sei gesagt, daß ich halbwegs fließend Russisch spreche (in der Schulzeit hatte ich Russisch freiwillig gewählt, und das als Wessi mitten im kalten Krieg ...) und das in der erlebten Praxis auch nach längerer Übungspause noch ganz gut klappte (es sei denn, Hotelrezeptionisten schalten unangekündigt auf Englisch um ...), wohingegen Anja und Volker zwar durchaus die kyrillische Schrift beherrschen, aber sonst von der Sprache noch nicht sooo furchtbar viel verstehen.

Zweite Vorbemerkung: für die Umsetzung von kyrillischen in lateinische Buchstaben (bei Ortsnamen o.ä.) nehme ich mir die Freiheit, an etwaigen "offiziellen" Regeln vorbei im Zweifelsfall die Lautwerte gemäß deutscher Aussprache zu verwenden. In der Praxis sind ohnehin verschiedene Umsetzungssysteme im Umlauf, die auch innerhalb des gleichen (Kon-)Textes nicht unbedingt einheitlich zur Anwendung kommen (und/aber Google Earth kennt z.B. keine Ähnlichkeitssuche und zeigt auch "kyrillische" Orte oft genug lediglich mit "irgendeiner" lateinischer Schreibweise) - interessante Effekte zeigen sich insbesondere bei S-haltigen Mehrfachkonsonanten. In Weißrußland ergeben sich nochmal einige weitere Varianten.

Die Wahl für das verwendete Motorrad fiel dieses Mal auf die Suzuki GS650G Katana (Baujahr 1980 und somit beinahe 30 Jahre alt, aber bestens erhalten, mit Kardan und 450-km-Tank).


Um gleich die weiteren Hauptbeteiligten vorzustellen: Anja mit BMW R1200GS und Volker mit Suzuki DR650RSE (aber die treten hier erst etwas später wirklich auf, denn:)

Weil es zeitlich paßte (und weil man ja vor so einer großen Tour ohnehin eine kleine Probefahrt machen sollte ;-), führte der Weg zunächst nach Zentralspanien zum Treffen der spanischen Motorrad-Newsguppe in der Nähe von Teruel.

Kaum ist man mal zwei oder drei Jahre lang nicht da, dann ändert sich schon allerhand: in diesem Fall ein neu errichteter Erkennungsstein für den Nullmeridian an der N420.

Auf einer Eisenbahntrasse (die, sofern das Internet recht hat, 1942 eröffnet, 1973 stillgelegt, 1995 abgebaut und danach zum Feldweg umgewandelt wurde) gibt es einige interessante Kunstbauten. Der kleine helle Punkt über dem Tankrucksack ist das andere (knapp drei Kilometer entfernt liegende) Ende des Tunnels. Aber das war wohl die letztmalige Durchfahrt ...

... denn im Jahr darauf präsentierte sich die Einfahrt verrammelt.

Tankstellenautomaten, mein Lieblingsspielzeug ;-) Welche Kreditkarte o.ä. wird hier wohl (nicht) genommen?

Stirnrunzeln angesichts des leergeräumten Autoreisezug-Bahnhofs in Narbonne.

Wie sich später herausstellte, war dies der Anfang vom (2009 stattgefundenen) Ende des Frühstücks, das man als Benutzer der innerfranzösischen Autoreisezüge in diesem Saal serviert bekam (von denen aber dem Vernehmen nach nur noch 15..20% den Nachtzug nehmen und der größte Teil erst am nächsten Morgen in den TGV steigt), wohingegen die grenzüberschreitenden Autoreisezüge ihr Frühstück selber mitbringen und unterwegs im Zug servieren.

Schade - wie man da in der großen Gruppe an den kleinen Tischen saß, der Garçon mit zwei großen Kannen durch die Reihen ging und die Tassen mit der jeweils gewünschten Mischung aus Kaffee und Milch füllte, das war schon eine Urlaubseinstimmung gewesen ...

So weit, so gut - aber die Hauptzielrichtung liegt ja dieses Mal im Osten. Diese Beschilderung einer Allee ist aus den gebrauchten Bundesländern doch eher ungeläufig. (Bis hierher war ich aus dem süddeutschen Raum kommend noch allein unterwegs - aber dann begann die Handy-Nutzung, um einen geeigneten Treffpunkt mit meinen eher nord- bzw. westdeutschen Mitfahrern festzulegen.)

Wenn man kurz nach Überqueren der russischen Grenze ins Kaliningrader Gebiet an einer bestimmten Stelle links abbiegt und dann (auch wenn das fallweise der schlechtere Weg ist) an weiteren Abzweigungen immer geradeaus fährt ...

(eigentlich kann man's nicht verfehlen, aber im Jahr zuvor haben wir kurz hinter diesem Stein genau das geschafft)

... findet man die Reste des Ortes, der zu preußischer Zeit Balga hieß.

In Kaliningrad am Stadtrand ...

... und in der Stadtmitte, wo wir uns (nach etwas Handy-Benutzung) von einem einheimischen Motorradfahrer abholen lassen.

Das Hauptereignis dieses Wochenendes ist (wieder) die "Bike-Show" auf dem alten Flugplatz, zu dem auch zahlreiche Nichtmotorradfahrer strömen.

Die zentrale Auftrittsbühne.

Eigens für dieses Wochenende wurde auch (zumindest ein Teil vom) Werksmuseum des russischen Motorradherstellers Isch aufgefahren und präsentiert.

Ein paar allgemeine Impressionen vom Gelände des Kaliningrader Motorradtreffens ...

... und eine der zahlreichen Schaschlik-Bratereien.

Auch russische Motorräder sind offensichtlich fallweise schon weit gereist (hier mit Aufklebern aus den Pyrenäen u.ä. - die aber auch noch von den westlichen Erstbesitzern stammen könnten ...)

Die Yamaha Super-Ténéré ist (nach dem Gesamteindruck dieser Reise) in Russland deutlich häufiger anzutreffen als Africa Twin, Transalp und andere Reiseenduros zusammen.

Natürlich dürfen auch eigenwillige Eigenbauten nicht fehlen.

Am Samstagnachmittag formiert sich der "lose Haufen" zu einem Korso, ...

... um das Treffgelände zu verlassen ...

... und (auf dem Weg zum Kriegerdenkmal) ein wenig den Verkehr in Kaliningrad lahmzulegen.

Später am Tag bedeutet uns Nikolai, ihm zu folgen, und biegt in einem Werkstatthinterhof auf einen Feldweg ab. Dieser geht kurz darauf in eine Autobahn über, die ein früherer Landesfürst in seiner aktiven Zeit nicht mehr ganz vollendet hat und seitdem brachliegt (OK, eine frische Schicht Asphalt scheint mal draufgekommen zu sein) - und die jetzt als Übungsgelände für Motorrad-Akrobaten dient.

Maxim gibt exklusiv für uns eine kleine Sondervorstellung!

Die Straße von Kaliningrad in Richtung Osten ohne ...

... und mit Alleebäumen.

Nächstes Etappenziel war Vilnius - nicht (nur) weil es am Weg lag, sondern wegen der russischen Botschaft. Denn Anja hatte versehentlich (trotz Antrag für zweimalig) nur ein Visum zur einmaligen Einreise, und diese war mit Kaliningrad verbraucht.

Nach der Trennung von der Sowjetunion hat man in Litauen (und den anderen Baltenstaaten) von kyrillischer auf lateinische Schrift umgestellt. Dem Verständnis förderlich ist das trotzdem nur mit Einschränkungen.

Unser Nachtquartier in Vilnius.

Stadtbummel in Vilnius.

Zur Weiterfahrt hatten wir uns für die Strecke über Witjebsk entschieden, einer für westliche Touristen völlig unüblichen Strecke (denn wer zur Vermeidung des zusätzlichen Visums nicht gleich ganz um Weißrußland herumfährt, nimmt sonst eher den Weg über Minsk). Bemerkenswert ist hier die nichtvorhandene Preisanzeige an der Zapfsäule.

Die Preisfindung erfolgt direkt an der Kasse, von wo aus die bezahlte Menge für die Zapfsäule freigeschaltet wird. Daß dann aber diese Menge unweigerlich aus dem Schlauch läuft, ist genauso Käse (bei wirklich alter Technik zu anfänglichen Sowjetzeiten mag das vielleicht so gewesen sein, aber aktuell funktioniert die Bedienung des Rüssels wie in westlichen Ländern auch) wie daß man die benötigte Menge vorher genau abschätzen muß (man kann durchaus einen größeren Betrag an der Kasse hinterlegen und sich hinterher das Wechselgeld wieder holen, oder auch in iterativer Annäherung nochmal und nochmal einen (halben) Liter nachzahlen und nachtanken). Und die Umstellung auf "erst tanken, dann zahlen" ist durchaus im Gang (wenn auch noch längst nicht überall vollzogen). Die Kreditkartensymbole haben hier freilich einen rein dekorativen Charakter, aber ansonsten sind die Weißrussen durchaus auf Fremde und deren Währungen eingestellt, wie man hier an der Preistafel sieht - ein Liter Super für 80 Cent (das ist ungefähr die Hälfte des aktuellen heimatlichen Preises :-) wohingegen in Rußland fast ausschließlich russische Rubel in bar genommen werden.

Eine Bushaltestelle am Straßenrand - das zugehörige Dorf liegt ein paar Meter abseits

und in Weißrußland sind die Haltestellennamen deutlich angeschrieben (was in Rußland weitaus weniger verbreitet zu sehen war).

Und dann war da mitten in der weißrussischen Provinz dieser Wegzeiger nach Paris - (erst) im Weiterfahren keimte die Vermutung, daß das vielleicht doch das Werk eines Witzbolds war (denn auch das I ist kyrillisch geschrieben, wogegen die Weißrussen sonst das lateinische I zwischen ihre anderen kyrillischen Buchstaben setzen) oder eine Werbekampagne (eine bekannte Rallye sucht bekanntermaßen ein neues Austragungsgebiet, aber das korrespondierende Dakar-Schild hab' ich nicht gesehen ;-).

Für westeuropäische Verhältnisse sind nur wenige (an Hand einer mal im Zielgebiet konkret vernommen Zahl so ungefähr ein Zehntel) Motorradfahrer unterwegs, aber ...

... wenn dann doch mal welche vorbeikommen, solange man am Stadtrand die Straßenkarte studiert, dann wird man von den Einheimischen gerne ins Gespräch verwickelt (und bei Bedarf oft genug auch durch die Stadt eskortiert).

Im Hotel in Witjebsk.

Zur Abwechslung eine Straße mit Mittelstreifen.

Vor gefährlicher Strecke wird gewarnt (wobei das überschreibende Wort eher aus dem Polnischen als aus dem Russischen bekannt ist).

Ein typisches Holzhaus am Straßenrand.


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